KI-Sichtbarkeit: Mehr Durchblick im Buzzword-Hype

Ein Auge blickt durch einen Riss in einem Blatt und symbolisiert den Fokus auf die richtigen Maßnahmen für die KI-Sichtbarkeit.
KI-Sichtbarkeit entsteht mit Fokus auf den richtigen Prinzipien. | Quelle: dotSource

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 hat sich vieles verändert. Vor allem das Suchverhalten der Menschen im Internet: weg von Keyword-basierten Wortgruppen in Suchleisten, hin zu natürlich-menschlich anmutenden Gesprächen in Chats. So ist die Nutzung von KI-Chatbots wie ChatGPT von 2024 auf 2025 um 15 Prozent gestiegen.  

Da die Veränderungen rund um Large-Language-Models (LLMs) und AI-Overviews komplex und vielschichtig sind, reagiert die Fachwelt mit neuen Begriffen und Abkürzungen wie GAIO, GEO oder LLMO. Unter dem Oberbegriff AI-SEO beschreiben diese neuen Fachtermini verschiedene Ansätze, mit denen die Markensichtbarkeit in den KI-Outputs optimiert wird.  

Warum das auch für euch wichtig ist? Weil die KI-gestützte Suche rund um Perplexity, ChatGPT oder den Google AI Overviews jetzt schon wertvolle Klicks kostet und euch somit wertvoller Traffic auf eurer Website verloren geht.  

Dieser Artikel bringt euch nicht nur Durchblick im Buzzword-Hype, sondern liefert euch hilfreiche Prinzipien, mit denen ihr auch künftig in der Onlinesuche sichtbar bleibt und eure Marke prominent positioniert. 

Glossar: Was meint KI-Sichtbarkeit?

Ob GEO, AEO, LLMO oder GAIO – alle aktuellen Abkürzungen der SEO-Fachwelt meinen in der Praxis fast immer dasselbe: Inhalte so aufbereiten, dass KI-gestützte Suchsysteme sie korrekt verstehen, einordnen und zitieren können. Es geht um Sichtbarkeit der eigenen Marke in KI-gestützten Suchsystemen.

Die folgende Tabelle bietet eine kurze Einordnung und Definition der relevanten Begriffe im Bereich AI-SEO.

Glossar für KI-Sichtbarkeit

Alles neu macht KI, oder doch nicht? 6 SEO-Prinzipien, die bleiben

Neue Begriffe, Tools und Technologien erwecken bei vielen Marketingverantwortlichen zunächst den Eindruck, jetzt anders handeln zu müssen. In Wahrheit bleibt das Grundgerüst der klassischen SEO jedoch bestehen.

Darum gilt es, genau hinzuschauen: Wenn ihr euch vorschnell vom KI-Hype treiben lasst, riskiert ihr, eurer Online-Sichtbarkeit eher zu schaden. Viel wichtiger ist es, die bewährten SEO-Grundlagen im Blick zu behalten. Sie sorgen auch abseits der KI-Suche für Reichweite – etwa durch überzeugende Content-Erlebnisse und resistente Rankingpositionen. Die folgenden sechs Prinzipien helfen euch dabei:

1. Prinzip: Contentstruktur und technischer Rahmen

  • Klare Überschriftenhierarchien (wie ein Buch mit logisch geordneten Kapiteln),
  • prägnante URLs (kurze, eindeutige Webadressen) und
  • akkurate Metadatenpflege (Titel und Beschreibungen, die Suchmaschinen und Nutzenden zeigen, worum es geht),

bleiben Pflicht. Ergänzt werden sie durch:

  • Core Web Vitals (Kennzahlen zur Nutzerfreundlichkeit wie Ladegeschwindigkeit, Stabilität der Seite und Reaktionszeit) sowie
  • eine saubere Crawlbarkeit.

Die Core Web Vitals verbessert ihr unter anderem durch komprimierte Bilder beziehungsweise Lazy Loading, feste Abmessungen für Bilder und Videos sowie die Vermeidung von unnötigem JavaScript im HTML-Code.

Früher zeigte zudem die Robots.txt, eine Textdatei im Stammverzeichnis eurer Website, den Maschinen, welche Seiten diese besuchen und indexieren dürfen. Heute reicht das nicht mehr, weil viele KI-Crawler die Robots.txt ignorieren.

Wenn ihr eure Inhalte von der Nutzung durch KI-Systeme ausschließen wollt, könnt ihr auf Methoden wie Passwortschutz (Auth-Header), digitale Zugangstickets (Token-Gates) oder Paywalls zurückgreifen.

2. Prinzip: Entitäten und Daten

Genau wie beim klassischen SEO helfen strukturierte Daten – zusätzliche Informationen im Quellcode – KI-Agenten dabei, eure Inhalte leichter zu »verstehen« und diese in ihren Ergebnissen wiederzugeben.

Standards von Schema.org für Produkte helfen KI-Systemen, relevante Informationen wie Preis oder Verfügbarkeit korrekt auszuspielen. Die sogenannten »Markups« (zusätzlicher Code im Quelltext einer Website) sind im JSON-LD-Format hinterlegt, das Maschinen besonders leicht »verstehen« können. Schema.org ist dabei eine Art Wörterbuch, mit festgelegtem Vokabular (in diesem Fall die Markups), wie beispielsweise Art des Contents, Events, Rezepte, Anleitungen und vieles mehr.

KI-Chatbots helfen euch in Sekundenschnelle, eigene Markups im JSON-LD-Format bereitzustellen. Und strukturierten Code könnt ihr je nach eurem CMS unkompliziert direkt oder mithilfe von Plugins zu eurer Website hinzufügen. Auf Schema.org findet ihr ebenfalls ein Tool zum Testen eures Markups.

Besonders relevant sind jetzt Entitäten, also eindeutig identifizierbare Dinge wie Personen, Marken, Produkte oder Orte. Diese Entitäten solltet ihr in euren strukturierten Daten unbedingt benennen. Das macht ihr am besten mit Verknüpfungen mit offiziellen Profilen in sozialen Medien, Wikidata oder der eigenen Unternehmenswebsite. Auch das hilft KI-Systemen, eure Informationen korrekt auszuspielen.

3. Prinzip: Erfahrung, Expertise, Autorität und Vertrauenswürdigkeit (E-E-A-T)

Bereits in der klassischen SEO war E-E-A-T (Erfahrung, Expertise, Autorität und Vertrauenswürdigkeit) ein wichtiger Qualitätsmaßstab. Vor allem bei sensiblen Themen wie Gesundheit oder Finanzen prüft Google, ob Inhalte von echten Fachleuten stammen, die Quelle seriös ist und die Informationen verlässlich wirken.

Das war und ist in der Praxis erreichbar durch:

  • Erfahrung: Inhalte mit echten Praxisbeispielen oder Fallstudien
  • Expertise: Artikel von Fachautoren mit Biografie und Referenzen
  • Autorität: Erwähnungen und Links von seriösen Fachquellen
  • Vertrauenswürdigkeit: transparente Angaben wie Impressum, sichere HTTPS-Verbindungen und klare Quellenangaben

Auch KI-Suchsysteme bewerten zunehmend, ob eure Inhalte von Expertinnen und Experten stammen. Um E-E-A-T in Ratgebern aufzubauen, solltet ihr auf Autorenprofile inklusive kurzer Biografie, LinkedIn-Profil oder Publikationen setzen. Wichtig ist, dass ihr dabei den Fachhintergrund eurer Content-Creator kennzeichnet, also beispielsweise Ausbildung oder Studium, frühere Publikationen oder Fachrollen wie Speakertätigkeiten. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, dass KI-Modelle eure Inhalte als vertrauenswürdig einstufen und euch häufiger in ihren Antworten nennen.

4. Prinzip: PR und Brand-Mentions

In der klassischen SEO sind Backlinks nach wie vor ein entscheidender Ranking-Faktor. Für KI-Sichtbarkeit sind auch Erwähnungen beziehungsweise Brand-Mentions ohne Verlinkung wichtig. Je öfter eure Marke in Fachartikeln oder Studien erwähnt wird, desto eher landet sie in generativen Antworten. Denn wenn zugrundeliegende Trainingsdaten bereits Erwähnungen von euch enthalten, wird eure Marke von KI-Systemen als vertrauenswürdiger eingeschätzt.

Da Nutzende immer mehr Informationen direkt in KI-Outputs konsumieren können, ohne die eigentliche Informationsquelle zu klicken (sogenannte Zero-Click-Searches) wird die Nennung der eigenen Marke in KI-Antworten sogar noch wichtiger. Denn auch wenn Suchende nicht auf eure Website klicken, bleibt eure Marke im Kopf. Das hat einen hohen Einfluss auf die Wahrnehmung eurer Marke. So wirken Erwähnungen wie ein stiller Autoritätsbeweis.

5. Prinzip: Content-Aktualität

Pflegt und aktualisiert ihr eure Inhalte regelmäßig, werdet ihr besser gefunden. Das gilt für vermeintlich altes SEO und vermeintlich neues AI-SEO.

Systeme wie Google AI Overviews oder ChatGPT nutzen Retrieval-Augmented Generation (RAG). Das bedeutet, dass KI-Modelle zusätzlich zu ihren Trainingsdaten aktuelle Informationen aus externen Quellen abrufen, um Antworten zu verbessern. Ebenso setzen viele Anbieter auf API-Feeds – Schnittstellen, über die Maschinen automatisch aktuelle Daten wie Preise, Verfügbarkeiten oder Produktdetails abfragen können. Suchsysteme sind ergo heute viel stärker darauf ausgelegt, frische Informationen zu nutzen.

Daher solltet ihr:  

  • Fakten und Daten aktuell halten (zum Beispiel bei neuen Markt-, Umsatzzahlen oder Statistiken)
  • Veraltete Inhalte überarbeiten (etwa Blogartikel anpassen, wenn sich Tools, Produkte oder Begriffe geändert haben)
  • (Produkt-)Daten konsistent pflegen (wie Preise, Verfügbarkeiten oder technische Angaben)
  • Unternehmensinfos ergänzen (unter anderem neue Kontaktpersonen, -infos oder Referenzen)
  • Werkzeuge wie die Sitemap.xml, lastmods und https://www.indexnow.org/de_de/index nutzen, um die Aktualisierung von Inhalten an Suchmaschinen zu kommunizieren

Damit steigt wiederum die Chance, dass eure Marke in KI-Antworten als vertrauenswürdige Quelle auftaucht.

6. Prinzip: Monitoring und Governance

Monitoring bleibt weiterhin eure zentrale Säule für Sichtbarkeit. Allerdings verschiebt sich der Fokus weg von Kennzahlen wie Rankings und Klickzahlen hin zu Zitationen und Erwähnungen in KI-Suchen rund um Google AI-Overviews, Perplexity oder ChatGPT. Die Frage ist: Welche KI zitiert euch wie häufig, in welchem Kontext und in welcher Tonalität? Ist eure Marke für Maschinen genauso erfassbar wie für Menschen?

Monitoring für KI-Sichtbarkeit in drei Schritten aufbauen:

1. Wöchentlich prüft ihr, ob eure Marke in KI-Antworten auftaucht.

2. Monatlich vergleicht ihr eure Entwicklung mit der Konkurrenz.

3. Quartalsweise wertet ihr eure Strategie für Content und Kommunikation aus.

Dabei können euch verschiedene Tools helfen

  • Profound zeigt speziell, wie eure Marke in KI-Ergebnissen genannt beziehungsweise zitiert wird.
  • Sistrix, Ahrefs oder SEMrush verbinden das mit klassischem SEO-Tracking.
  • Und mit Mention, Buzzsumo oder Brandwatch könnt ihr zusätzlich beobachten, wo, wie oft, in welchem Zusammenhang und mit welcher Stimmung (positiv, negativ, neutral) über eure Marke gesprochen wird.

GEO-Monitoring endet allerdings nicht bei der reinen Sichtbarkeit. Es umfasst auch die Qualität und Ethik eurer Inhalte.

Nutzende erwarten, dass eure Informationen korrekt, nachvollziehbar und vertrauenswürdig sind. Ein einmal publizierter Fehler kann sich in generativen Antworten schnell festsetzen und im schlimmsten Fall das Image eurer Marke schädigen. Die Lösung dafür sind klar definierte Governance-Prozesse.

  • Fact-Checks,
  • klare Prompt-Guidelines und
  • Rollenmodelle für Erstellung und Freigabe

stellen sicher, dass Inhalte zuverlässig und ethisch korrekt bleiben.

Fazit: Wer SEO versteht, sichert die Sichtbarkeit in Suchmaschinen und KI-Systemen

AAuch wenn zahlreiche Buzzwords anderes implizieren, ein Großteil moderner Sichtbarkeitsoptimierung beruht auf bewährten SEO-Basics.

Sichtbarkeit erreicht ihr weiterhin, wenn ihr:

  • euren Content sauber haltet, beginnend bei der Aktualität bis hin zur Struktur sowie Fact-Checking und Governance.
  • Entitäten und Daten klar pflegt mit strukturierten Markups und eindeutigen Bezügen.
  • Autorinnen und Autoren durch persönliche Profile und belastbaren Fachbezug sichtbar macht und euren Content mit E-E-A-T anreichert.
  • Brand-Mentions und PR als neue Backlinks versteht und Erwähnungen in euren Fokus mit aufnimmt.
  • euer Monitoring neben klassischen Rankings um AI-spezifische Informationen wie Citations erweitert.

Weiterführende Informationen und praktische Tipps für eure Online-Marketing-Strategie erwarten euch im Webinar »KI-Sichtbarkeit 2025: Klartext zu Risiken und Potenzialen«. Schaut euch jetzt die Aufzeichnung an und erfahrt von unseren SEO-Experten, mit welchen konkreten Maßnahmen ihr auch in Zukunft sichtbar bleibt.

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Über Birthe Struffmann

Birthe hat Wirtschaftswissenschaften und BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert. Eine gute Kombi, wenn es darum geht, digitale Trends kritisch zu hinterfragen. Ihre tägliche Arbeit mit Expertinnen und Experten aus dem Digital Business ermöglicht es ihr, ihr Wissen ständig zu erweitern und mit euch hier auf Handelskraft und im jährlich erscheinenden Handelskraft Trendbuch zu teilen.

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